WILLKOMMEN AUF DEN SEITEN VON KLAUS GOERGEN!
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Zu Beginn aber weniger Prosaisches:
Zeiten
Die Zeit bringt Rosen. Früher
Warfen Sonnenuhren Schatten nur für heitere Stunden.
Lange wurde die Winterwende abgewartet
Der Jahrmarkt und die Erntezeit.
Hungern und Harren vertrugen sich gut.
In Ofennächten Kalendergeschichten. Muschelbauern hatten
Die Flut im Blut. War
Der Sommer groß, wuchsen Aprikosen.
Zeit ist Geld. Heute
Beschleunigt die Zeitansage und den Minutenmarkt
Diktiert schon der Weckdienst. Auf der Strecke
Bleiben Stechuhren und Schließzeiten. Längst
Überrundet: die Windhunde. Çabuk, çabuk
Bei uns ist immer just in time.. Nütze
An Weizenbörsen den time-lag und Wochenenden. Ist
Das Tempo hoch, kommst du um die Welt.
Die Zeiten sind vorbei. Später
Prägt die Windrichtung das Tagesgespräch.
Wir warten auf die Langzeitwirkung
den Messwert und die Erntezeit.
Manche halten sich am Tag danach.
Da nützt auch kein Abkochen, kein
Abschalten mehr. Selbst auf den Seychellen
Sieht man's schon. Wird
Die See gekippt, stirbt die Fischerei.
(1995)
KLEINE PRAGMATIK
Gemeinschaft gibt es nur von Du zu Du
Erst ungesichert, wenn ich frage:
Hast du gehört?
Hast du verstanden?
Ist das jetzt ernst? Soll man
Da lachen oder weinen?
Und: Wo ist die Moral?
Und dann im Widerstreit:
Wenn er voraussetzt, was sie so
Nicht meinte, ein Missverständnis
Sich zäh hält; weil wer was zugesteht
Was jener jäh bestreitet
Wenn Eigentliches sich zum Bild verkleidet
Und Meinung sich als reiner Fakt versteift
Verschwimmt, wie Welt, Gedanke, Geist
Zu scheiden sind -
Und alles doch in langen Fragen
Und wohl gewählten Sätzen sich erklärt.
Die stumme schließlich
Wenn du nickst, die Augen
Schultern, Brauen hebst
Kopf oder Hände wiegst
Auf meinen Einwand und lachst
Eh' ich die Nase rümpfe.
(2001)